«A Humorous Diplomatic Atlas of Europe and Asia»

Kisaburō Ohara, 1904

Kolorierte Chromo-Lithographie auf Japan-Papier, partiell aufgezogen

ca. 48 x 65 cm (Blattmass), gerahmt

In der Kartschusche signiert: «Kisaburō Ohara»

Schöne Darstellung, insbesondere ausserhalb der Abbildung mit zahlreichen dem Alter entsprechenden Lädierungen

Ausserordentlich seltene Landkarte, bei OCLC sind nur vier institutionelle Exemplare verzeichnet. Letztmals ist ein vergleichbares Exemplar 2010 auf einer Auktion aufgetaucht (Old World Auctions, Zuschlag bei $5600).

Kurz nach dem Ausbruch des Russisch-Japanischen Krieges (1904–1905) entwirft der japanische Student Kisaburō Ohara an der Keio University, Tokyo, mit erst 19 Jahren eine aussergewöhnliche, humoristische Landkarte. Die anti-russische Karte zeigt einen sich aus Russland ausbreitenden Oktopus und basiert auf einer Landkarte des Engländers Frederick Rose (bei Ohara bezeichnet als «a certain prominant Englishman»), welche 1877 erschienen ist. Im Gegensatz zur Karte von Rose, welche Russland ebenfalls als Krake darstellt, steht bei Ohara nicht Europa, sondern insbesondere der asiatische Kontinent im Fokus. Eine bedrohliche Krake schlingt seine Tentakel um Finnland, Polen, die Krim oder den Balkan (alle als menschliche Schädel dargestellt). Weitere Fangarme halten die Türkei an Taille und Knöchel sowie Persien an der Kehle fest und den Tibet zerren sie schliesslich aus den Armen Chinas. Der Arm, der sich durch Sibirien und Manturien erstreckt, repräsentiert die Transsibirische- und die Süd-Manchuria-Eisenbahn mit ihrem Endpunkt im Hafen von Port Arthur (Lüshun). Im russisch-japanische Krieg wird im Wesentlichen um diesen eisfreien Hafen gestritten. Die Karte ist auf März 1904 datiert, einem Schicksalsmonat, in welchem Japan überraschen die Schlacht um die Hafenstadt gewinnt. Ohne von diesem Sieg zu wissen, schreibt Ohara kurz vor der endgültigen Siegesschlacht: «The Japanese fleet has already practically annihilated Russia’s naval powers in the Orient. The Japanese army is about to win a signal victory over Russia in Corea and Manchuria». Ziel der sehr seltenen Karte war es wohl, «Grossbritannien zu beeinflussen, seine Neutralität aufrechtzuerhalten – d.h. nicht mit seiner mächtigen Flotte in den Krieg einzugreifen. Der eindeutigste Beweis für das Ziel des Kartenherstellers ist die Tatsache, dass der Titel, die Ländernamen und der ausführliche Textblock alle auf Englisch erscheinen.», so der bedeutende Kartensammler J.P. Mode.

Provenienz:
Privatbesitz, Schweiz

Literatur:
Persuasive Maps: PJ Mode Collection, 1145.
Weiterführende Literatur findet sich unter: https://digital.library.cornell.edu/catalog/ss:3293791

Vergleiche:
Als Vorbild für die Karten dienten folgende Werke: J. van Brederode («Humoristische-Oorlogskaart», 1870) und Fred Rose («Serio-Comic War Map», 1877)

→ Preis

3'800