Was Coco Chanel, Pharaonen und Naturvölker vereint
Diese Geschichte aus der Rubrik «10 Things to know» geht anhand von Kunstwerken aus dem Eletto-Angebot der Bedeutung und Geschichte von Schmuckstücken nach. Die wissenswerten Fakten zeigen unter anderem auf, dass dem Schmuck schon in der Jungsteinzeit eine grosse Bedeutung zukommt und erklärt, weshalb Coco Chanel den Begriff «Modeschmuck» prägt. Zudem stellen wir ein Gemälde vor, welches als eines der ersten überhaupt einen männlichen, adeligen Ohrring-Träger zeigt.
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Geschichte des Schmucks
Schmuck und Kleidungsstücke dienen dazu, die biologisch gegebene, körperliche Erscheinung zu ergänzen. Insbesondere Schmuck eröffnet die Möglichkeit, sich von anderen Menschen zu differenzieren, Macht zu symbolisieren oder Reichtum zu äussern.
Die ältesten bekannten Schmuckstücke stammen aus der jüngeren Altsteinzeit. Die Anhänger, Reifen und Amulette werden auf allen Kontinenten nachgewiesen und sind einheitlich aus Knochen, Steinen oder Federn produziert. Archäologen gehen davon aus, dass dieser Schmuck vor allem dazu gedient hat, fremden Menschen den eigenen Staus zu symbolisieren oder einzelne Persönlichkeiten auszuzeichnen (zum Beispiel Medizinmänner oder Häuptlinge). Durch die Erfindung der Metallverarbeitung (zirka 4’000 Jahre v.u.Z.), verändert sich die Bedeutung und Herstellung von Schmuck radikal. Ab dem 3. Jahrtausend v.u.Z. spielt Schmuck eine wichtige Rolle im alltäglichen Leben, da dieser vermehrt als dekoratives Accessoire angesehen wird und beispielsweise farbliche Akzente auf den neuerdings halb-maschinell hergestellten (gewobenen) Kleidungsstücken setzt. In vielen Teilen der Welt kommt dem Schmuck zudem eine zentrale Rolle im damaligen Totenglauben zu. Mit der Gewinnung von Gold, Silber, Elfenbein, Diamanten oder Perlen entbrennen immer mehr Konflikte um deren Besitz. Zudem kommt dem Schmuck immer öfters eine Bedeutung als Handelsware zu. Wer Ketten, Kelche, Ringe und andere edle Schmuckstücke besitzt, kommt auch schnellstens zu Land, Rohstoffen, Nahrungsmitteln oder ähnlichen Gütern. Insbesondere dank der Entdeckung von neuen Stoffen und Fertigungsverfahren werden seit dem 20. Jahrhundert Schmuckstücke nicht mehr ausschliesslich aus seltenen Materialien hergestellt, sondern auch aus billigen Stoffen. Die Stücke, welchen während Jahrhunderten sagenvolle Kräfte und spezifische Eigenschaften zugeschrieben worden sind, brillieren heute vor allem wegen ihres ästhetischen Wertes oder allenfalls als Geldanlage.
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Früher Körperschmuck
Eine besondere Bedeutung in der frühen Schmuck-Geschichte kommt der Körperbemalung zu: Seit jeher produzieren Menschen aus Pflanzensäften, unterschiedlichen Gesteinen und zerriebener Erde Farben, welche direkt auf die Haut aufgetragen werden können. Diese Tradition hält sich bis heute. So findet man die kunstvollen Körperbemalungen bei naturverbundenen Völkern in Papua Neuguinea oder im afrikanischen Togo. Oftmals werden die Körperbemalungen ergänzt mit natürlichen, pflanzlichen Schmuckstücken. Solche Gegenstände sind auch bei der auf Eletto angebotenen Affengottheit «Gbekre»festzustellen: Die als Skulptur geschaffene Gottheit erhält durch die Ballung magischer Kräfte Macht, bestimmte Aufträge zu erfüllen, als Richter böser Seelen im Jenseits, oder auch als Helfer und Beschützer der Lebenden, sowie als Agrargottheit bei Ernteritualen. Die Statue zeichnet sich aus durch besonders gut erhaltenen Naturschmuck: Holz, Pflanzenfasern, einen Raphia- Umhang sowie Tierhörnern.
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Der Knopf – eine erschwingliche Zierde
Obwohl Knöpfe seit der Antike bekannt sind (damals als reiner Ziergegenstand), wird der funktionale Knopf erst im Mittelalter erfunden. Die neue Methode verbreitet sich ausgehend von Deutschland bis zum zum 14. Jahrhundert rasch und führt zu einer Mode mit eng anliegenden Kleidern. Der Ösenknopf zeichnet sich dadurch aus, dass er auf der Rückseite eine Öse hat, durch die er an das Kleidungsstück genäht wird. Knöpfe ermöglichen auch weniger vermögenden Personen, sich kunstvoll zu schmücken. Der Schuljunge auf dem Gemälde von Franz Thöne trägt beispielsweise Knöpfe aus dunklem Tierhorn – mit grosser Wahrscheinlichkeit von der bäuerlichen Familie selbst hergestellt.
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2’000-jährige Nasenringe
Die sogenannte Tumaco-La Tolita-Figur aus unserem Angebot weist an den Ohren und an der Nase Löcher auf, in welchen ursprünglich Goldringe platziert waren. Die Tumaco-La Tolita-Völker besiedelten die heutige Grenze zwischen Ecuador und Kolumbien und entwickelten sich gleichzeitig zu den klassischen westlichen Zivilisationen (Griechenland und Rom). Die Keramikfiguren der Tumaco-La Tolita zeichnen sich durch eine naturalistische Darstellungsweise und eine grosse Ausdrucksstärke aus. Das hier angebotene Exemplar – wohl die Darstellung eines Herrschers – ist besonders schön ausgearbeitet und weist alle typischen Merkmale bedeutender Tumaco-La Lolita-Skulpturen auf: Klare Gesichtszüge, eine hohe Stirn sowie Löcher in Nase und Ohren zum Anbringen von Goldschmuck. Ferner erinnert die Skulptur an ägyptische Herrscher-Portraits.
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Der Männer-Ohrring
In der heutigen Zeit schmücken sich Männer üblicherweise weniger als Frauen. Weit verbreitet sind bei Männern insbesondere Ringe und Hochringe. Letztere sind jedoch lange Zeit nur Seefahrern und Piraten vorenthalten. Dies wird damit erklärt, dass die Kosten eines christlichen Begräbnisses für einen unbekannten Ertrunkenen mit seinem goldenen Ohrring gedeckt werden sollte. Bis zum Ende des Ancien Régimes gibt es nur wenige vereinzelte Nachweise für den Gebrauch des Männerohrrings. Erst mit der französischen Revolution, als das Bürgertum Elemente der Armenmode übernimmt, scheint neben der Röhrenhose der Matrosen auch deren Ohrring als demonstratives Zeichen revolutionärer Gesinnung salonfähig zu werden. In einem hier angebotenen Gemälde von Remi-Fursy Descarsin wird ein kleiner Junge in adeliger Kleidung – mit Ohrring – gezeigt. Wahrscheinlich will der Maler mit diesem Motiv dem Jungen eine gute Zukunft wünschen, welche von der Demokratie lebt und die Ständegesellschaft verdrängen möge.
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Mandarine und heiliger Geist
Das auf Eletto angebotene «Genfer Verlobungs-Portrait» aus dem frühen 17. Jahrhundert ist ein Verlobungsgeschenk von Jean-Christian Stutz (1590–1637), Minister in Saint-Arnbual und Saarbrücken, an seine spätere Gemahlin. Die fein ausgeführte Arbeit ist aus ikonographischer Sicht von besonderem Interesse und zeigt schöne Details wie die Mandarine (Treueversprechen) oder die sogenannte «Colombe de Saint Esprit» (Collier als kirchliches Zeichen). Das Schmuckstück «Colombe de Saint Esprit» stellt den «Heiligen Geist» dar und macht damit klar, welch grosse Bedeutung dem Schmuck als religiöses Zeichen zukommt. Der Heilige Geist soll den gläubigen Christen dabei helfen, Dinge zu tun, die für die Menschen und die Welt gut und richtig sind. Die Vereinigung von Vater, Sohn und Heiligem Geist in Gott nennt man Dreieinigkeit, Dreifaltigkeit oder Trinität. An die Dreieinigkeit erinnern sich Christen in jedem Gottesdienst, denn er beginnt und endet mit den Worten: «Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.» Auf Bildern wird der Heilige Geist oft als weisse Taube dargestellt – auf dem vorliegenden Portrait ist der Heilige Geist als Collier (Gold, Edelsteine, Perle) ausgearbeitet.
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Wichtige Botschaften
Bis heute werden wichtige Dokumente mit einem Siegel versehen. Während diese Versiegelung meist mit schwer entschlüsselbaren elektronischen Codes erfolgt, sind früher sogenannte Siegelringe verwendet worden. Das Abzeichen von wichtigen Persönlichkeiten ist zu diesem Zweck entweder in das Edelmetall des Rings oder in seinen Edelstein als Negativform eingraviert worden – eine Technik, die man Intaglio nennt. Auf dem Gemälde, welches um 1800 entstanden ist und einen englischen Adeligen zeigt, ist ebenfalls ein Siegelring zu sehen.
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Kunstwerke im Kleinformat
Bei genauem Betrachten des englischen Herren-Portraits fallen die kleinen Hemdverschlüsse auf: Miniaturhafte Blumenstillleben, ausgeführt in der Email-Technik. Bei dieser Technik werden zunächst die durch lösliche Metalloxide eingefärbte Glasmasse im Mörser zerstampft, das feine Pulver dann mit etwas Flüssigkeit benetzt und der Brei auf einen Metall- oder Glasrezipienten aufgetragen. Nach dem Trocknen erfolgt das Aufschmelzen im Email-Ofen bei 700–900° C. Danach wird das Objekt abgeschliffen und poliert.
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Coco Chanel prägt eine neue Schmuck-Art
Schmuck, welcher aktuelle Modetrends aufnimmt und dabei preiswert in der Herstellung ist, wird Modeschmuck genannt. Der Begriff ist stark mit der Idee der „Demokratisierung“ von Schmuck als Statussymbol verbunden. Das Wort entsteht in den 1920er Jahren, als Coco Chanel aus günstigem Blech und Glas hergestellten Schmuck entwirft, passend zu ihren Kollektionen. Der Löwenanteil des Modeschmucks wurde und wird jedoch nicht von Modeschöpfern designt, sondern in grossen Fabriken entworfen und gefertigt. Versandkataloge, welche günstigen Schmuck in grossen Mengen anpreisen, sind seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bekannt.
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Schmuck der Zukunft
Vollkommen maschinelle Fertigungen und 3D-Drucktechnologien im Bereich Schmuck werden immer beliebter. Dies liegt daran, dass 3D-Drucker inzwischen in der Lage sind, sowohl Metalle als auch Kunststoffe zu drucken, um schönen 3D Druck Schmuck herzustellen.
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