Vater und Sohn

Remi-Fursy Descarsin, 1771

Oel auf Leinwand

65 x 60 cm, in geschnitztem Rahmen aus der Zeit

Signiert und datiert «Descarsin 1771»

Sehr schönes Portrait des sagenumwobenen Malers, welcher auf dem Höhepunkt der französischen Revolution guillotiniert worden ist. Nebst der gekonnten Malweise und der aussergewöhnlichen Jacke des Herrn mit Perücke fällt ein weiteres Detail auf: Die Darstellung eines goldenen Ohrrings beim Knaben. Es handelt sich um eine der weltweit ersten Darstellungen eines adeligen Knaben mit diesem Schmuckstück. Ohrringe bei Männern waren lange Zeit nur Seefahrern und Piraten vorenthalten. Dies wird damit erklärt, dass die Kosten eines christlichen Begräbnisses für einen unbekannten Ertrunkenen mit seinem goldenen Ohrring gedeckt werden sollten. Bis zum Ende des Ancien Régime gibt es nur wenige vereinzelte Nachweise für den Gebrauch des Männerohrrings. Erst mit der französischen Revolution, als das Bürgertum Elemente der Armenmode übernahm, ist neben der Röhrenhose der Matrosen auch deren Ohrring als demonstratives Zeichen revolutionärer Gesinnung salonfähig geworden. Wahrscheinlich wollte der Maler beim vorliegenden Portrait dem beringten Knaben eine Zukunft wünschen, welche von der Demokratie lebt und die Ständegesellschaft verdrängt hat.

Literatur:
Pierre-Yves Badel, Du nouveau sur le peintre de portraits Remi-Fursy Descarsin. Un talent décapité, In: Bulletin de la Société de l’Histoire de l’Art Français, Paris 2012, S. 39f., Nr. 2 (mit Abbildung), sowie S. 57.

→ Preis

CHF 7'500