17 Versionen eines Klassikers: Ein Guide durch die Geschichte
Der «Landi-Stuhl» von Hans Coray ist ein Klassiker der schweizer Designgeschichte und gilt als Feuertaufe der modernen und industriellen Möbelproduktion. Dass der Stuhl komplett aus Aluminium gefertigt werden sollte, lag nicht nur an daran, dass sich dieses Metall für die Umsetzung eines neuartigen Designs aufdrängte, sondern auch daran, dass Aluminium als typisches Schweizer Metall galt. Der Klassiker ist in den bedeutendsten Design-Museen vertreten, so im Museum of Modern Art in New York oder im Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Die Schweizerische Post hat den Landi-Stuhl 2004 als Motiv der 1-Franken-Briefmarke in ihre Serie zum Thema Schweizer Design aufgenommen (neben der Schweizer Bahnhofsuhr, dem Reissverschluss «RiRi» und dem Sparschäler «Rex»). Der «Landi-Stuhl» weist eine bewegte, über 80-jährige Produktionsgeschichte auf und zählt mittlerweile siebzehn unterschiedliche Versionen. Eletto bietet zurzeit ein seltenes Exemplar aus dem Jahr 1939 an und nimmt diese Gelegenheit zum Anlass einen kurzes Guide für Sammlerinnen und Sammler dieses geschichtsträchtigen Möbels zu liefern.
Ein Klassiker schweizerischer Designgeschichte
Der «Landi-Stuhl» ist ein Stuhl aus gehärtetem Aluminium, der von Hans Coray (1906–1991) für die Schweizerische Landesausstellung («Landi») 1939 entworfen wurde. Der Schalenstuhl gilt als Schweizer Designklassiker und gehört zu den meistverkauften Freilandstühlen des 20. Jahrhunderts.
Die Frage nach dem Original
Seit 2014 wird der «Landi-Stuhl» von Vitra produziert. Im Vorfeld der Reproduktion hat das Entwicklungsteam alle bekannten Versionen des Klassikers in akribischer Arbeit vermessen, Produktionsmermale und Unterschiede dokumentiert. Gemäss der fundierten Studie von Vitra können siebzehn Versionen des legendären Gartenmöbels ausgemacht werden. Non chalant vom «Orginal» zu reden, ist also wagemutig. Wenn eine der siebzehn Versionen als «Orginal» bezeichnet werden kann, dann jene die ab 1938 produziert wurde und 1939 in einer Auflage von 1500 Stück an der Landesausstellung in Zürich selbst im Einsatz war. Das Ur-Modell also.
Produktionsmerkmale und Unterschiede
Die verschiedenen Modelle des Stuhls sind an diverse Gestaltungs- und Produktionsmerkmalen zu unterscheiden. Die meisten davon wurden im Verlauf der Herstellungsgeschichte mehrfach angepasst. So wurde zugunsten der Stabilität beispielsweise die Dichte der gestanzten Löcher, die für den Stuhl auszeichnend sind, ab den 1950er-Jahren von 7 x 7 auf 6 x 5 reduziert. Die Modelle der Vorjahre weisen daher nicht selten Risse an den Seiten beim Übergang von Sitzfläche zu Lehne auf. Weitere Merkmale sind:
- Eingestanztes Logo: «Metalwarenfabrik Wädenswil», «MEWA», «H Coray», «Metalwarenfabrik Wädenswil Swiss Made», «2070 Spartana» oder keines
- Beschriftung auf der Querverstrebung der Sitzfläche hinten: «Switzerland», «Swiss Design by H. Coray», «Hotel Bellevue Zollikon» oder keine
- Anzahl Nieten auf der Sitzfläche: nur vorne, nur hinten, hinten und vorne oder – wie bei der Erstauflage von 1938 – keine Nieten
- Anzahl gestanzter Löcher in Sitz und Lehne, wobei die Lehne massgebend ist: 7 x 7 oder 6 x 5
- Genauigkeit der gestanzten Löcher: Bei den frühen Exemplaren springen die einzeln ausgestanzten Löcher, die dem Alublech Stabilität verleihen, aus der Reihe, sind also – um wenige Millimeter – nicht «industriell genau». Erst später stanzte die Metallwarenfabrik die Löcher mit einem entsprechenden Werkzeug in einer regelmässigen Reihe.
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Der «Landi-Stuhl» auf eletto.ch, wohl von 1939
Die umfangreiche von Vitra durchgeführte Analyse aller 17 Modelle und die für die Bestimmung der Herstellungszeit als massgebend definierten Merkmale, lassen darauf schliessen, dass der hier angebotene Stuhl aus der Zeit von 1939 stammt. Die hier angeboetene Ausfühung zählt 7 x 7 Löcher, wie es bis in die 1950-Jahre üblich war. Die Lehne ist mit «Metalwarenfabrik Wädenswil» beschriftet, die Querverstrebung der Sitzfläcke hinten ist mit «Switzerland» gekennzeichnet und die Sitzfläche weist Nieten nur im hinteren Teil auf, vorne keine. Die Gleiter können als weiss betrachtet werden. Die Kombination dieser beispielhaften Merkmale kommt nur bei den Modellen von 1939 oder 1950 vor. Dass es sich bei den beiden vorliegenden Stühlen um das Modell von 1939 handelt und nicht um jenes von 1950 spricht letztlich, dass die gestanzten Löcher ebenjene Ungenauigkeit aufweisen, welche nur bei frühen Modellen auszumachen ist. Und wie es die Wittwe des Urhebers beschriebt, ist es schlussendlich auch ein Gefühl: Die Patina und die Aura des Stuhls lässt auf eine lange Geschichte schliessen.