5. Jan­u­ar 2019

Hirschme­daillons und Surreal­ismen: Ein Gespräch mit Peter Fischer

Sur­re­al­is­mus – ein magis­ch­er, ver­heis­sungsvoller Begriff. Wir denken an die schmelzen­den Zif­ferblät­ter von Sal­vador Dalí, die Traum­fig­uren von René Magritte oder die geheimnisvollen Land­schaften von Max Ernst. Aber gibt es einen Schweiz­er Sur­re­al­is­mus? Der Kura­tor und Kun­st­sachver­ständi­ge Peter Fis­ch­er ist dieser Frage nachge­gan­gen und hat im Aar­gauer Kun­sthaus in Aarau die erste grosse Über­sicht­sausstel­lung zu diesem The­ma aus­gerichtet. Die Schau, welche vom 1. Sep­tem­ber 2018 bis zum 2. Jan­u­ar 2019 über 400 Werke von über 60 Kun­stschaf­fend­en ver­sam­melt hat, wird ab dem 10. Feb­ru­ar 2019 in mod­i­fiziert­er Form im Museo d’Arte del­la Svizzera Ital­iana (MASI) in Lugano gezeigt.

Auf eletto.ch pub­lizieren wir monatlich ein Gespräch mit ein­er Per­sön­lichkeit aus der Kunst­welt. Diese Gespräche find­en in einem Lieblingsrestau­rant des Befragten statt. Das fol­gende Gespräch mit Peter Fis­ch­er hat wegen ein­er gle­ich nach unserem Inter­view stat­tfind­en­den Podi­ums­diskus­sion mit Paul Nizon aus­nahm­sweise im Aar­gauer Kun­sthaus stattge­fun­den. So haben wir mit dem Kura­tor nicht bei Pulpo und ein­er Karot­ten­suppe im über das Pro­jekt «Sur­re­al­is­mus Schweiz» gesprochen, son­dern im Café des Aar­gauer Kun­sthaus­es. Nach dem Gespräch hat uns Peter Fis­ch­er eröffnet, dass er am lieb­sten zu Hause esse. Als ein lei­den­schaftlich­er Koch und als Bewohn­er des wald- und wil­dre­ichen See­tals liebe er ins­beson­dere die Wild­sai­son. «Falls doch mal auswärts» – esse der Ausstel­lungs­mach­er «gerne ein paar leckere Vor­speisen am lan­gen Stammtisch des Restau­rants La Salle im Zürcher Schiff­bau».

Die Ausstel­lung «Sur­re­al­is­mus Schweiz» ver­sam­melt über 400 Werke von 60 Kün­st­lerin­nen und Kün­stlern. Das älteste Werk datiert in das Jahr 1920, das jüng­ste ist im let­zten Jahr ent­standen. Sind Sie bere­its in der frühen Konzep­tion­sphase von ein­er solch reich­halti­gen Ausstel­lung aus­ge­gan­gen?
Ausstel­lun­gen konzip­iere ich in der Regel nicht auf Basis eines the­o­retis­chen Tex­tkonzeptes. Deshalb ist die ini­tia­tive Pla­nungsphase vielmehr dem Erstellen eines grossen Gedanken- und Bilder­pools gewid­met, in welchem poten­tielle Inhalte frei herum­schwirren. Ich hat­te also zu Beginn keine konkrete Vorstel­lung, wie die Ausstel­lung schliesslich aufge­baut sein werde.

Mit welchen Inhal­ten hat sich dieser Pool gefüllt?
Beim The­ma Sur­re­al­is­mus denken die meis­ten Men­schen sofort an die schmelzen­den Zif­ferblät­ter von Sal­vador Dali oder an die Traum­fig­uren von René Magritte. Diese Kün­stler gehören zum engeren Kreis der sur­re­al­is­tis­chen Bewe­gung, welche sich in Paris unter dem Ein­fluss von Sig­mund Freud und unter der Leitung von André Bre­ton zwis­chen 1919 und 1924 ent­fal­tet hat. Selb­stver­ständlich bin ich von diesem his­torisch geprägten Sur­re­al­is­mus aus­ge­gan­gen und habe Berührungspunk­te zwis­chen Schweiz­er Kun­stschaf­fend­en und dem Kreis um André Bre­ton aus­gelotet. Zugle­ich habe ich aber ver­sucht, den Sur­re­al­is­mus als kün­st­lerisches Poten­tial zu ver­ste­hen, welch­es zeit­los ist. Let­ztere Herange­hensweise hat es mir erlaubt, mit ein­er grossen Offen­heit kün­st­lerische Werke zu suchen, welche von Träu­men und Fan­tasien erzählen, vom Körper als Objekt der Begierde oder Sinnbild von exis­ten­zieller Bedräng­nis, Schreck­en, Krieg und Tod, eben­so von spir­ituellen Ord­nun­gen, vom Kos­mos der Natur als Meta­pher für Leben und Wach­s­tum.

Sie sind also von Anfang an sehr offen mit dem Begriff Sur­re­al­is­mus umge­gan­gen. Ist dieser Entscheid zur bre­it­en Ausle­gung dieses Begriffes auch eine Möglichkeit zur besseren Ver­mit­tlung des The­mas?
Da ich mich als Uni­ver­sal­ist ver­ste­he – und zudem sowohl Kun­sthis­torik­er wie Kun­stver­mit­tler sein will – inter­essiert mich die Rezep­tion eines The­mas und von Kunst­werken im Beson­deren- sehr stark. Deshalb war mir das Schaf­fen ein­er fordern­den – in ihrer Fülle bewusst manch­mal auch über­fordern­den Ausstel­lung – ein zen­trales Anliegen. Diese über­wälti­gende Vielfalt soll aufzuzeigen, dass der Begriff «Sur­re­al­is­mus» nicht nur The­men umschreibt, son­dern auch zur Beschrei­bung von kün­st­lerischen Tech­niken ver­wen­det wer­den kann. Sur­re­al­is­mus ist nicht ein Phänomen, welch­es in sich abgeschlossen ist, son­dern eine nicht zeit­ge­bun­dene Möglichkeit, einem The­ma gegenüberzutreten und auf beson­dere Weisen Kun­st zu schaf­fen. Geschichtlich kön­nte man wohl zurück­ge­hen bis zu den Höh­len­malereien, welche ja auch kul­tische, meta­ph­ysis­che Aspek­te bein­hal­ten und das fak­tis­che Abbilden negieren. Let­zteres ein typ­is­ches Anliegen des Paris­er Sur­re­al­is­mus. Dieses Phänomen der Kun­st­geschichte als Kon­stante zeige ich in der Ausstel­lung zwar nicht unter Ein­bezug von kün­st­lerischen Posi­tio­nen vor dem Sur­re­al­is­mus, jedoch durch den Entscheid, auch Zeitgenossen zu präsen­tieren.

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Wie reagieren die zeit­genös­sis­chen Kun­stschaf­fend­en, wenn sie die Ein­ladung zu ein­er «Sur­re­al­is­mus-Ausstel­lung» erhal­ten?
Die meis­ten haben spon­tan mit Erstaunen reagiert, da sie sich nicht als Sur­re­al­is­ten im his­torischen Sinn sehen und auch nicht als solche beze­ich­nen wür­den. Ich habe ihnen dann erk­lärt, dass es nicht um eine Etiket­tierung geht, son­dern darum, mit dem Sur­re­al­is­mus eine kün­st­lerische Hal­tung in den Vorder­grund zu stellen. Dies haben sie gut nachvol­lziehen kön­nen und haben alle­samt mit grossem Inter­esse an der Werkauswahl mit­gear­beit­et.

Gibt es zeit­genös­sis­che Kun­stschaf­fende, welche ihre Arbeit­en durch die Ausstel­lung in einem neuen Licht sehen?
Der Aus­tausch mit den zeit­genös­sis­chen Kün­st­lerin­nen und Kün­stlern ist in jedem Fall sehr bere­ich­ernd gewe­sen und hat meinen Entschluss bestätigt, den Begriff Sur­re­al­is­mus offen auszule­gen. In einem öffentlichen Gespräch anlässlich der Ausstel­lung, hat beispiel­sweise Not Vital direk­te Links zum Sur­re­al­is­mus ver­rat­en. Zum Beispiel die Ent­deck­ung viel­er ander­er sur­re­al­is­tis­ch­er Kün­stler. Auch Dank sein­er Fre­und­schaft mit dem Bern­er Kun­sthis­torik­er Max Hug­gler, der in Sent ein Maien­säss besessen hat. Wir haben im Gespräch dann auch über Sur­re­al­is­men in seinem Werk gesprochen, etwa seine Vor­liebe für hybride For­men, dafür, Sachen zusam­men zu brin­gen, die eigentlich nicht zusam­men gehören. Diese Ent­tex­tu­al­isierung, sei es durch Ver­grössern von Objek­ten oder Ver­frem­dung von schein­bar Bekan­ntem durch ungewöhn­liche Mate­ri­alien – bei­des umge­set­zt in der aus­gestell­ten Bronze «Paw Pow» von 1984 –, ist sehr ver­wandt mit Konzepten der sur­re­al­is­tis­chen Bewe­gung.

Beim Sur­re­al­is­mus ste­ht die kün­st­lerische Hal­tung im Zen­trum und nicht das «Pro­dukt».

Wenn wir Sur­re­al­is­mus als kün­st­lerische Hal­tung oder Tech­nik sehen, sind wohl grund­sät­zlich viele kün­st­lerische Strö­mungen nach dem 2. Weltkrieg unter dem Ein­fluss des Sur­re­al­is­mus ent­standen?
Genau. Wenn wir beispiel­sweise an die Fluxus-Bewe­gung der 1980er-Jahre oder an den Nou­veau Réal­isme denken, etwa an die Arbeit­en von Jean Tingue­ly, welche mit Automa­tis­men spie­len wie seine Méta-Mat­ic-Zeich­nungs­maschi­nen, so ist eine Ver­wandtschaft zum Sur­re­al­is­mus unmöglich zu negieren. Selb­stver­ständlich haben diese Kün­stler eine andere Hal­tung gegenüber ihrem Schaf­fen, und die Ironie spielt eine wichtige Rolle. Not Vital sieht sich eben­falls nicht als Sur­re­al­ist, macht aber wie Spo­er­ri, Tingue­ly, Thomkins und Co. mit seinem Hang zur Idee des «Form­losen» (den Begriff «L’informe» hat 1929 Georges Bataille geprägt) deut­lich, dass fast alle Nachkriegsa­vant­gar­den sich ohne den Sur­re­al­is­mus der 1920er- und 1930er-Jahre nicht gle­icher­massen entwick­elt hät­ten. So kom­poniert Vital seine Werke oft­mals nicht auf ein vorher geplantes Ergeb­nis hin, son­dern lässt dynamis­che Prozesse anschaulich wer­den.

Sie haben die Ausstel­lung in The­men­bere­iche unterteilt. Gibt es inner­halb dieser The­menge­bi­ete Gewich­tun­gen in Bezug auf die Bedeu­tung der einzel­nen Kun­stschaf­fend­en?
Meine Ko-Kura­torin Julia Schall­berg­er und ich haben uns dazu entschlossen, in den The­men­räu­men die Werke unab­hängig von Namen, Datierun­gen oder ihrer qual­i­ta­tiv­en Unter­schiede zu behan­deln. So hän­gen die Malereien von Fran­cis­co Sier­ra beispiel­sweise direkt neben ein­er Skulp­tur von Alber­to Gia­comet­ti, die 1929, also achtzig oder mehr Jahre zuvor ent­standen und zu ein­er sur­re­al­is­tis­chen Ikone gewor­den ist. Gle­ich­es gilt für soge­nan­nte Wieder­ent­deck­un­gen. Heute weniger bekan­nte Kün­st­lerin­nen und Kün­stler sind einge­bet­tet zwis­chen bekan­ntere Posi­tio­nen. Damit nehmen wir keine Wer­tun­gen vor, son­dern ermächti­gen das Pub­likum, selb­st per­sön­liche Ent­deck­un­gen (oft­mals auch im ver­meintlich Bekan­nten) zu machen und vielle­icht zu erken­nen, dass das verbindende Ele­ment die Bemühung von Kun­stschaf­fend­en ist, sich mit ihrer Welt auseinan­derzuset­zen und die Erken­nt­nisse daraus in spezieller- eben sur­re­al­is­tis­ch­er- Weise in Bilder zu fassen.

Dieses vielschichtige Mit­teilen von Gedanken ist bei vie­len Kün­stlern um 1918–1930 auch in der Schweiz zu beobacht­en. Wir denken spon­tan an den ursprünglich deutschen Kün­stler Chris­t­ian Schad, welch­er im ersten Weltkrieg, 1915, in die Schweiz geflüchtet ist und hier ver­schiedene Kun­st­strö­mungen miteinan­der kom­biniert hat. Span­nend ist, dass am Anfang von Schads Schaf­fen plöt­zlich das Exper­i­ment sowie das Spon­tane im Vorder­grund ges­tanden ist: Als Maler hat sich Schad der Idee ein­er absoluten Frei­heit ver­schrieben. Han­delt es sich dabei vielle­icht um eine typ­isch «Schweiz­erische» Hal­tung, da die Schweiz von den eigentlichen Wirren des Krieges ver­schont geblieben ist und die Kün­stler Raum für solche Ent­fal­tun­gen gefun­den haben?
Die Idee der absoluten Frei­heit wird ja dann zehn Jahre später zu ein­er Kern­botschaft der Sur­re­al­is­ten, von der sich in der Folge auch viele Schweiz­er haben ver­führen lassen, so auch Chris­t­ian Schads Namensvet­ter mit Dop­pel-A, der Schaffhauser Maler Wern­er Schaad. Auf­fäl­lig ist, dass es tat­säch­lich einige wichtige Schweiz­er oder mit der Schweiz eng ver­bun­dene Kün­stler gegen­ben hat, welche sur­re­al­is­tis­che Tech­niken «avant la let­tre» angewen­det haben: Ich denke an Paul Klee mit sein­er Intro­spek­tion, aber auch der freien Lin­ien­führung, an Otto Tschu­mi mit seinem Früh­w­erk «Phan­tas­magorien» und dann vor allem an Hans Arp und Sophie Taeu­ber-Arp mit ihren dadais­tis­chen Arbeit­en. Aber dass dafür die Rolle der Schweiz während des ersten Weltkrieges auss­chlaggebend gewe­sen wäre, scheint mir, zumin­d­est in den erwäh­n­ten Fällen, nicht auss­chlaggebend gewe­sen zu sein. So ist ja etwa Klee in den Zehn­er- und Zwanziger­jahren fast aus­nahm­s­los in Deutsch­land tätig gewe­sen.

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Nige­ria, Yoru­ba

Kom­men wir zum Titel der Ausstel­lung: «Sur­re­al­is­mus Schweiz». Lässt sich für Sie ein typ­isch schweiz­erisch­er Sur­re­al­is­mus beschreiben?
Der Titel heisst ja mit Bedacht nicht «Schweiz­er Sur­re­al­is­mus». Es muss grund­sät­zlich fest­ge­hal­ten wer­den, dass Sur­re­al­is­mus nicht einen Stil und schon gar nicht einen wieder­erkennbaren beze­ich­net. Sur­re­al­is­tis­che Kun­st sieht also immer anders aus. Verbinden­des kann man selb­stver­ständlich an den The­o­rien um Bre­ton fest­machen. Dabei ste­ht die kün­st­lerische Hal­tung im Zen­trum und nicht das «Pro­dukt». Bezüglich der Schweiz ist ein­er­seits das vorher Beschriebene zum The­ma Sur­re­al­is­mus «avant la let­tre» bemerkenswert. Weit­er gibt es den Kreis der­jeni­gen Kün­stler, die direkt an der Paris­er Bewe­gung beteiligt gewe­sen sind und in den grossen Sur­re­al­is­ten-Ausstel­lun­gen in Lon­don oder Paris aus­gestellt haben (Alber­to Gia­comet­ti, Serge Brignoni, Kurt Selig­mann, Meret Oppen­heim, Gérard Vul­liamy). Viele Kün­stler haben sich jedoch gar nie dem Korsett der manch­mal eng­stirni­gen Bewe­gung eingeschrieben, son­dern sind ihre eige­nen Wege gegan­gen. Im Gegen­satz zu Frankre­ich sind in der Schweiz die Kün­st­ler­grup­pierun­gen keine intellek­tuellen Zirkel, in denen kün­st­lerische Dok­tri­nen disku­tiert und vertei­digt wer­den, son­dern rein prag­ma­tis­che Zusam­men­schlüsse von Vertretern unter­schiedlich­er Avant­gar­den. Und, auch im Gegen­satz zu Frankre­ich: Die Lit­er­atur hat eine unter­ge­ord­nete Rolle gespielt. Ob dies geschichtlich begrün­det oder eine Men­tal­itäts­frage ist, lässt sich im Rück­blick nur schw­er beurteilen. Es ist auf­fäl­lig, dass sowohl der «Rösti­graben» als auch der Got­thard nicht förder­lich gewe­sen sind für koop­er­a­tive Strö­mungen. Die Tessin­er sind bis zum Krieg nach Mai­land aus­gerichtet gewe­sen, danach isoliert. Die Romands haben viel stärk­er als die Deutschschweiz­er unter den Fol­gen der Wirtschaft­skrise und der kon­ser­v­a­tiv­en Kul­tur­poli­tik der Dreis­siger­jahre gelit­ten. Eines lässt sich aber übere­in­stim­mend fest­stellen: Werke, welche Schweiz­er Kün­stler während und nach dem zweit­en Weltkrieg geschaf­fen haben, zeich­nen sich über­raschend häu­fig durch belas­tende, exis­ten­zielle The­men aus. Alles ist schreck­lich, alles ist in Gefahr, alles dro­ht auseinan­derzubrechen!

Ist dies nicht ein Wider­spruch?
Die Schweiz ist bekan­ntlich vom Krieg ver­schont geblieben. Aus Frankre­ich ist während des Krieges ein gross­er Teil der Kun­stschaf­fend­en nach New York emi­gri­ert. Diejeni­gen, die geblieben sind, haben sich im Wider­stand engagiert, so dass es im Lande kaum mehr eine sig­nifikante Kun­st­pro­duk­tion gegeben hat. New York jedoch ist weit von Europa ent­fer­nt, und sowohl in den Zirkeln der exilierten franzö­sis­chen, ja europäis­chen Intel­li­gen­zia wie im Umkreis der pro­gres­siv­en «School of New York» hat eine eupho­rische Stim­mung geherrscht. Während dieser Zeit ist die Schweiz zwar vom Kriegs­geschehen ver­schont geblieben, doch die Bedro­hung aus dem Nor­den und später von allen Seit­en ist aber stets sehr konkret da gewe­sen. Dank guter und neu­traler Berichter­stat­tung ist man sich der geopoli­tis­chen Sit­u­a­tion und der Kriegs­gräuel sehr bewusst gewe­sen. Dies mag eine Erk­lärung für die düsteren Werke sein, mit denen Schweiz­er Kün­stler und Kün­st­lerin­nen ver­sucht haben, der bedrück­enden Stim­mung Aus­druck zu ver­lei­hen.

Wie ist das Pub­likum mit dieser sich­er auch her­aus­fordern­den Ausstel­lung umge­gan­gen?
Viele Leute haben nach dem Ver­lassen der Ausstel­lung ein Mit­teilungs­bedürf­nis. Sie sind emo­tion­al mitgenom­men im besten Wortsinn. Die gewaltige Fülle der Bilder und Objek­te – eine bewusste inszena­torische Geste als Rev­erenz an den Sur­re­al­is­mus – mag bedrohlich erscheinen, aber auch berauschend sein. Die Über­wäl­ti­gung kon­fron­tiert uns auch mit unser­er Gegen­wart. Auch sie ist geprägt von Wider­sprüchen. Zudem führt der labyrinthis­che Auf­bau der Ausstel­lung zu keinem eigentlichen Ende. Der schein­bar let­zte Raum mün­det nicht in einen Aus­gang, son­dern führt wieder in einen vorderen Raum des sch­neck­e­nar­ti­gen Par­cours. Hier kann die Wel­tenbe­tra­ch­tung von Neuem begin­nen.

Zum Schluss: Was sam­meln Sie?
Sam­meln mit Lei­den­schaft tue ich nicht. Es häuft sich ganz unspek­takulär das eine und das andere zusam­men. Für Insti­tu­tio­nen gilt das aber nicht: Die Samm­lung des Kun­st­mu­se­ums Luzern während mein­er Zeit als Direk­tor dort sin­nvoll zu erweit­ern, war eines mein­er Haup­tan­liegen. Jet­zt ver­suche ich das­selbe als Mit­glied der Samm­lungskom­mis­sion des Aar­gauer Kun­sthaus­es.

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