Studie «Vorbereitung»

Otto Meyer-Amden, um 1928-1932

Farbstift auf cremefarbenem Velin

13,5 x 16,3 cm (Blatt), gerahmt

Kompositionsstudie für «Vorbereitung» (Morgenandacht im Waisenhaus)

Seltene Arbeit, aus formaler Sicht von grosser Bedeutung.

Die vorliegende, detailliert ausgeführte Farbstiftzeichnung gehört zum Themenbereich «Im Esssaal», in welchem sich der Künstler mit seinen Erinnerungen an die täglichen Morgenandachten im Waisenhaus von Bern auseinandersetzt. Otto Meyer-Amden war in den Jahren 1892-1900 in dieser Institution untergebracht – die Verarbeitung dieser Zeit, insbesondere im Werk «die Vorbereitung», gehört zum Zentralen in Meyer-Amdens Schaffen. Einerseits beschäftigt sich der Künstler intensiv mit der Stimmung von Kindern vor dem Essen und vor dem Gebet – einer Stimmung zwischen Nervosität und Ruhe, Andacht und Aufregung, einem Moment von starker Intensität und Spannung. Andererseits bestechen die Arbeiten aus diesem Themenbereich aus formaler Sicht: Der Künstler setzt sich mit geometrischen Grundmustern und dem von ihm verehrten Piet Mondrian auseinander, was in der hier angebotenen Skizze sehr schön zu sehen ist. Die regelmässige Platzierung der Knaben deutet Meyer-Amden mit blauen, kreisrunden Flächen an und die stark reduziert dargestellten Bücher sind als gelbe Flächen rhythmisierend über das ganze Blatt verteilt. Diese Schaffensweise verdeutlicht die Wichtigkeit des Künstlers als Pionier im modernen Schweizer Kunstschaffen. Oskar Schlemmer schreibt zu diesen sehr seltenen, vorbereitenden Skizzen: «Den äusseren Rahmen bildet der Esssaal des Berner Waisenhauses. Wie im Konvent sitzen die Knaben in wunderbarer Vereinfachung der Körper und Köpfe um das Oval der Tischreihen, in den Händen die zu gelben Strichen reduzierten Bücher.» (zit. nach: Oskar Schlemmer, Otto Meyer-Amden, Das Werk, Band 21, 1934, S. 68

Otto Meyer-Amden gehört zu den bedeutendsten Schweizer Kunstschaffenden des 20. Jahrhunderts. Ernst Ludwig Kirchner schrieb nach Meyers Tod 1934: «Die grosse Liebe zu den Dingen und zur Kunst spricht aus jedem Strich». Der Maler und Zeichner wird auch international mit grossem Interesse wahrgenommen: Bereits 1934 publiziert Oskar Schlemmer eine Monografie über den Künstler, zudem wurde sein Schaffen in der “Exhibition of 20th Century German Art” in London (1938), auf der Documenta in Kassel oder 1985 in der Ausstellung «100 Jahre Kunst in Deutschland» in Ingelheim gezeigt.

Vergleich:
Kunsthaus Zürich, Otto Meyer-Amden, «Schulklasse, Kompositionsstudie I»

Provenienz:
Direkt vom Otto-Meier Amden-Nachlass erworben und seit dann in der gleichen Schweizer Privatsammlung.

→ Preis

4'500