Paul Signac, Louis Moilliet und Serge Brignoni: Wässrige Stilfindungen
Industrialisierung, Städtewachstum, neue Denkweisen: Die Zeit um 1900 steht für grosse gesellschaftliche Umbrüche mit all ihren Vor- und Nachteilen und gleichzieht auch für neue Realitätsvorstellungen in den Künsten. Literaten, Musiker und bildende Künstler suchen nach neuen Darstellungsweisen und lehnen akademische Anschauungen aus dem 19. Jahrhundert ab. In der Malerei zählt der Impressionismus zu den bekanntesten neuen künstlerischen Strömungen. Basierend auf wissenschaftlichen Theorien, werden in feinen Punkten und Strichen flüchtige und oberflächliche Augenblicke dargestellt. Ein Gegenpol dazu bildet der Expressionismus, welcher den Betrachter emotional ansprechen und dabei gesteigerte Impulse und Affekte hervorrufen will. Die hier angebotenen Werke von Louis Moilliet, Paul Signac, Serge Brignoni und einem französischen Designer fassen künstlerische Ausdrucksmöglichkeiten der damaligen Zeit sehr schön zusammen. Obwohl alle fünf Werke in Aquarell ausgeführt sind und etwa in das gleiche Jahr datieren, ist keine gemeinsame Sprache auszumachen.
Paul Signac (1863–1935) gehört zu den bedeutendsten französischen Malern dieser Zeit. Am Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte er den sogenannten Divisionismus, bei welchem die reinen Spektralfarben in kleinen Punkten (points) oder kurzen Strichen (touches) auf die Leinwand aufgebracht werden und aus der Ferne betrachtet ein Motiv ergeben. Diese Theorie ist stark geprägt durch wissenschaftliche Theorien von Michel Eugène Chevreul. Das hier zum Kauf angebotene Aquarell «Schiffe in französischem Hafen» (um 1922) zeigt eindrücklich die Qualität Signacs reifen Stils. Mit dem raschen Auftrag seiner breiteren Pinselstriche – im Gegensatz zu den enger gesetzten Punkten seines Frühwerkes – erschafft er eine spiegelnde, bewegte Oberfläche. Mit sicherer Hand setzt er seine farblichen Akzente und erschafft durch nur wenige Pinselstriche eine beeindruckende Dynamik.
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Der Berner Künstler Louis Moilliet (1880–1962) – Jugendfreund und Weggefährte von Paul Klee – wiederum interessiert er sich weniger für physikalische Theorien als für das Licht. Bereits 1905 schreibt er in sein Tagebuch: «Und wenn ich an meine bisherigen Studien zurückdenke, finde ich überall dasselbe Interesse in den Arbeiten und komme zum Schluss, dass es ursprünglich das Licht war, welches mich bewogen hat, Maler zu werden.» Spätestens seit der berühmten Tunesienreise mit Paul Klee und August Macke, stellt Moillet die Idee von der Farbe als Licht ins Zentrum seiner Arbeit: Ab 1918 malt Moillet ausschliesslich Aquarelle; Farbe und Fläche sind rhythmische Kompositionen. Ab 1919 hält sich Moillet erneut in Tunesien auf und ist bis 1933 häufig auf Reisen in Spanien, insbesondere auch auf Mallorca. Dort ist auch unser Aquarell «Häuser bei Mallorca» (1923) entstanden.
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Zusammen mit dem Berner Künstler Max von Mühlenen, verbringt Serge Brignoni (1903–1999) im Jahr 1925 drei Monate in Arles und drei weitere Monate in Sanary. Dort wandelt er gewissermassen auf den Spuren von Vincent Van Gogh und Paul Cézanne, Henri Matisse und Pablo Picasso. Dem vorliegenden Aquarell, auf dem Brignoni «mon plus beau jour» notiert, muss er am ländlichen Leben in der Provence besonderen Gefallen gefunden haben. Das seltene Aquarell besticht durch gekonnt gesetzte Pinselstriche in den von ihm bevorzugten Farbflecken grün-blau-rot. «Die Volumen der landschaftsbildenden Elemente – die er in analoger Weise, aber statischer, schon früher in den Aquarellen von Bellinzona benutzt hat –, werden in ihrem Inneren dynamisiert und gehen damit über die Lehre Cézannes hinaus» (Steffan Biffiger/Manuela Kahn-Rossi, Serge Brignoni, Bern 2003, S. 27).
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Eine besondere Ergänzung zu den klassischen Aquarellen bilden die beiden wohl um 1920 entstandenen Bildplatten aus dem Umkreis Maurice Pillard-Verneuil (1869–1942). Es handelt sich um abstrahierte Darstellungen von Feuer und Wasser, umgesetzt in Email und Kupfer. Ähnlich wie bei Künstlern, findet auch bei Designern ein Umbruch und damit die Suche nach einem Stil statt: Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist plötzlich nicht mehr eine herrschende Klasse massgebend für den Stil, sondern insbesondere die sich verändernde Umwelt (Maschinen, neue Produktionsmöglichkeiten, etc). Verneuil steht Pate für den Designer und Dekorateur des frühen zwanzigsten Jahrhunderts: Er ist neugierig auf alles, interessiert sich für viele Bereiche der dekorativen Kunst und arbeitet in so unterschiedlichen Disziplinen wie dem Plakat, der Möbel, Emaille, Keramik, Batik oder Stickerei. Insbesondere in der Japanischen Kunst lässt er sich von der Natur inspirieren, um Pflanzen und Tiere in der Art des Jugendstils zu stilisieren und sie in bewundernswerte Ziermotive zu übersetzen – wie dies auch bei den hier angebotenen Platten ersichtlich wird.
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