22. Dezem­ber 2018

Paul Signac, Louis Moilliet und Serge Brignoni: Wässrige Stilfindungen

Indus­tri­al­isierung, Städtewach­s­tum, neue Denkweisen: Die Zeit um 1900 ste­ht für grosse gesellschaftliche Umbrüche mit all ihren Vor- und Nachteilen und gle­ichzieht auch für neue Real­itätsvorstel­lun­gen in den Kün­sten. Lit­er­at­en, Musik­er und bildende Kün­stler suchen nach neuen Darstel­lungsweisen und lehnen akademis­che Anschau­un­gen aus dem 19. Jahrhun­dert ab. In der Malerei zählt der Impres­sion­is­mus zu den bekan­ntesten neuen kün­st­lerischen Strö­mungen. Basierend auf wis­senschaftlichen The­o­rien, wer­den in feinen Punk­ten und Strichen flüchtige und ober­fläch­liche Augen­blicke dargestellt. Ein Gegen­pol dazu bildet der Expres­sion­is­mus, welch­er den Betra­chter emo­tion­al ansprechen und dabei gesteigerte Impulse und Affek­te her­vor­rufen will. Die hier ange­bote­nen Werke von Louis Moil­li­et, Paul Signac, Serge Brignoni und einem franzö­sis­chen Design­er fassen kün­st­lerische Aus­drucksmöglichkeit­en der dama­li­gen Zeit sehr schön zusam­men. Obwohl alle fünf Werke in Aquarell aus­ge­führt sind und etwa in das gle­iche Jahr datieren, ist keine gemein­same Sprache auszu­machen.

Paul Signac (1863–1935) gehört zu den bedeu­tend­sten franzö­sis­chen Malern dieser Zeit. Am Ende des 19. Jahrhun­derts entwick­elte er den soge­nan­nten Divi­sion­is­mus, bei welchem die reinen Spek­tral­far­ben in kleinen Punk­ten (points) oder kurzen Strichen (touch­es) auf die Lein­wand aufge­bracht wer­den und aus der Ferne betra­chtet ein Motiv ergeben. Diese The­o­rie ist stark geprägt durch wis­senschaftliche The­o­rien von Michel Eugène Chevreul. Das hier zum Kauf ange­botene Aquarell «Schiffe in franzö­sis­chem Hafen» (um 1922) zeigt ein­drück­lich die Qual­ität Signacs reifen Stils. Mit dem raschen Auf­trag sein­er bre­it­eren Pin­sel­striche – im Gegen­satz zu den enger geset­zten Punk­ten seines Früh­w­erkes – erschafft er eine spiegel­nde, bewegte Ober­fläche. Mit sicher­er Hand set­zt er seine far­blichen Akzente und erschafft durch nur wenige Pin­sel­striche eine beein­druck­ende Dynamik.

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Der Bern­er Kün­stler Louis Moil­li­et (1880–1962) – Jugend­fre­und und Wegge­fährte von Paul Klee – wiederum inter­essiert er sich weniger für physikalis­che The­o­rien als für das Licht. Bere­its 1905 schreibt er in sein Tage­buch: «Und wenn ich an meine bish­eri­gen Stu­di­en zurück­denke, finde ich über­all das­selbe Inter­esse in den Arbeit­en und komme zum Schluss, dass es ursprünglich das Licht war, welch­es mich bewogen hat, Maler zu wer­den.» Spätestens seit der berühmten Tune­sien­reise mit Paul Klee und August Macke, stellt Moil­let die Idee von der Farbe als Licht ins Zen­trum sein­er Arbeit: Ab 1918 malt Moil­let auss­chliesslich Aquarelle; Farbe und Fläche sind rhyth­mis­che Kom­po­si­tio­nen. Ab 1919 hält sich Moil­let erneut in Tune­sien auf und ist bis 1933 häu­fig auf Reisen in Spanien, ins­beson­dere auch auf Mal­lor­ca. Dort ist auch unser Aquarell «Häuser bei Mal­lor­ca» (1923) ent­standen.

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Zusam­men mit dem Bern­er Kün­stler Max von Müh­le­nen, ver­bringt Serge Brignoni (1903–1999) im Jahr 1925 drei Monate in Arles und drei weit­ere Monate in Sanary. Dort wan­delt er gewis­ser­massen auf den Spuren von Vin­cent Van Gogh und Paul Cézanne, Hen­ri Matisse und Pablo Picas­so. Dem vor­liegen­den Aquarell, auf dem Brignoni «mon plus beau jour» notiert, muss er am ländlichen Leben in der Provence beson­deren Gefall­en gefun­den haben. Das sel­tene Aquarell besticht durch gekon­nt geset­zte Pin­sel­striche in den von ihm bevorzugten Farbfleck­en grün-blau-rot. «Die Vol­u­men der land­schafts­bilden­den Ele­mente – die er in analoger Weise, aber sta­tis­ch­er, schon früher in den Aquarellen von Bellinzona benutzt hat –, wer­den in ihrem Inneren dynamisiert und gehen damit über die Lehre Cézannes hin­aus» (Stef­fan Biffiger/Manuela Kahn-Rossi, Serge Brignoni, Bern 2003, S. 27).

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Eine beson­dere Ergänzung zu den klas­sis­chen Aquarellen bilden die bei­den wohl um 1920 ent­stande­nen Bild­plat­ten aus dem Umkreis Mau­rice Pil­lard-Verneuil (1869–1942). Es han­delt sich um abstrahierte Darstel­lun­gen von Feuer und Wass­er, umge­set­zt in Email und Kupfer. Ähn­lich wie bei Kün­stlern, find­et auch bei Design­ern ein Umbruch und damit die Suche nach einem Stil statt: Im Gegen­satz zu früheren Zeit­en ist plöt­zlich nicht mehr eine herrschende Klasse mass­gebend für den Stil, son­dern ins­beson­dere die sich verän­dernde Umwelt (Maschi­nen, neue Pro­duk­tion­s­möglichkeit­en, etc). Verneuil ste­ht Pate für den Design­er und Deko­ra­teur des frühen zwanzig­sten Jahrhun­derts: Er ist neugierig auf alles, inter­essiert sich für viele Bere­iche der deko­ra­tiv­en Kun­st und arbeit­et in so unter­schiedlichen Diszi­plinen wie dem Plakat, der Möbel, Emaille, Keramik, Batik oder Stick­erei. Ins­beson­dere in der Japanis­chen Kun­st lässt er sich von der Natur inspiri­eren, um Pflanzen und Tiere in der Art des Jugend­stils zu stil­isieren und sie in bewun­dern­swerte Zier­mo­tive zu über­set­zen – wie dies auch bei den hier ange­bote­nen Plat­ten ersichtlich wird.

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Grossformatige Bildplatte

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Mau­rice Pil­lard-Verneuil, Umkreis, um 1900 — 1920

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Mau­rice Pil­lard-Verneuil, Umkreis, um 1900 — 1920

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