Rudolf Urech-Seon: Vorreiter der «Konkreten»
Rudolf Urech-Seon gehört zu den eigenwilligsten Schweizer Künstlern des 20. Jahrhunderts, einer der ersten, der sich der Abstraktion verschrieb. Im Jahr 2017 ist bei Scheidegger&Spiess die umfangreiche Monografie «Tritt in die Neuzeit» erschienen. Dieses erste umfassende Buch über Leben und Schaffen von Rudolf Urech-Seon verfolgt die Genese des Gesamtwerks vom gegenständlichen Abbilden bis zu einer konstruierten, auf wenige Formen beschränkten Darstellungsweise und nähert sich dem vielseitigen Œuvre auch durch sorgfältige Auswahl und Platzierung der wiedergegebenen Bilder und andere besondere Buchgestaltungselemente.
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Nach einer Ausbildung zum Flachmaler ist die erste Schaffensphase der konkreten Landschaftsmalerei gewidmet – unter dem Einfluss des deutschen Impressionismus und inspiriert durch Ferdinand Hodler (1853–1918). Im Laufe der 1920er-Jahre konzentriert sich Urech-Seon in seinen Kompositionen auf konstruktive Elemente der Bildgegenstände wie Linie, Fläche und Rhythmus. Geprägt durch das Geschehen des Zweiten Weltkrieges finden kürzelhafte Bildzeichen und amorphe Figuren in Rot und Braun Einzug in das Werk. Ab 1945 entstehen malerische Arrangements mit geometrischen, rund geschwungenen Formen und in leuchtenden Farben. Das Alterswerk bildet den Höhepunkt seines Schaffens und ist gekennzeichnet durch ein stark reduziertes Farbenrepertoire und eine repetitiv eingesetzte Formensprache.
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Beide Werke weisen flächigmonochrom aufgetragene Formen in reduzierter Farbpalette auf. Ein wesentlicher Unterschied ist eine Öffnung auf gelbem Grund, welche nur auf dem letzten Werk auftaucht. – Vielleicht ist es eine Einladung an «neuzeitliche», spätere Generationen, die sich dem vielseitigen Werk des Künstlers und vor allem dessen Grundlagen öffnen sollen? Rudolf Urech-Seon, der seinen Geburtsort Seon nie für längere Zeit verliess, beschäftigte die Suche nach dem idealen Kunstwerk. Er fand Antworten einerseits in der Anwendung von mathematisch-geometrischen Gestaltungsprinzipien und andererseits in der Natur. – Der Künstler lehrt uns, dass die visuelle Erscheinung der Dinge immer ein Momentum darstellt und stets von Neuem betrachtet werden kann, unabhängig von der Zeit. Die Genese im Werk von Urech-Seon führt vom gegenständlichen Abbilden bis zu einer konstruierten, auf wenige Formen beschränkten Darstellungsweise.
Im Buch wird versucht, dem vielseitigen Werk des Künstlers sowohl in der Auswahl und Platzierung der Werke als auch durch bestimmte Gestaltungselemente näherzukommen. Die Weiterentwicklung des spätmittelalterlichen «Villard’schen Teilungskanons» durch Urech-Seon wird in der schematischen Buchgestaltung angewendet. Die abgebildeten Werke – viele davon werden zum ersten Mal publiziert – präsentieren sich einerseits in chronologischer Reihenfolge und andererseits in thematisch-formalistischen Gruppierungen. Den Rahmen dazu bildet die Epoche, in welcher der Künstler lebte und die sich auch im typografischen Konzept von Anatole Comte niederschlägt: Initiallettern in Anlehnung an die Schrift «neue Schwabacher»n(1876) und die «Neuzeit» (1959) für den Fliesstext. Diese Epoche soll aber keinesfalls dazu verleiten, das Werk des Künstlers in einer isolierten Zeitspanne zu sehen. Urech-Seon, Gegner episodischer Zuschreibungen, löste seine futuristische Ligatur zum Signieren der Bilder ab den 1930er– Jahren nicht zufällig durch eine Unterschrift in der «veralteten» Sütterlin-Schrift ab… In der Publikation finden sich Textbeiträgen von Christian Herren, Daniel Gutscher, Stephan Kunz, Matthias Dieterle und Philipp Emch.
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